Weltuntergangsuhr: Nur noch 90 Sekunden bis zum Weltuntergang!

Es ist 90 Sekunden vor 12! Auf der Weltuntergangsuhr (auch: “Atomkriegsuhr“, “Doomsday Clock” oder “Uhr des Jüngsten Gerichts“) stehen die Zeiger seit dem 24. Januar 2023 auf 90 Sekunden vor Zwölf. So nah stand die Menschheit nach Ansicht der verantwortlichen Wissenschaftler noch nie vor ihrem Untergang.

Seit 2020 stand die Weltuntergangsuhr auf 100 Sekunden vor 12. Mit dem neuerlichen Fortschreiten um 10 Sekunden bringt das Bulletin Board der Atomwissenschaftler die prekäre Lage der Weltbevölkerung zum Ausdruck, die vor allem mit dem Ukrainekrieg, aber auch mit der sich zuspitzenden Klimakrise begründet wurde.

Ankündigung des Bulletin Boards der Atomwissenschaftler im Januar 2023 in Washington D.C.:

Geschichte: Was ist die Weltuntergangsuhr?

Die Atomkriegsuhr wurde 1947 eingeführt und damals auf sieben Minuten vor 12 gestellt. Sie soll zum Ausdruck bringen, wie knapp die Menschheit vor der Vernichtung durch Atomwaffen oder Umweltgefahren und Klimakatastrophen steht. Seit 1974 gab es entsprechend der sich ändernden Weltlage, z.B. aufgrund der Auseinandersetzungen im Kalten Krieg, 24 Anpassungen der Weltuntergangsuhr. Zwischen 1953 und 1960 stand die Welt so knapp wie nie zuvor vor einem Atomkrieg. Die Uhr zeigte zwei Minuten vor 12. Grund dafür war die sich beschleunigende weltweite Aufrüstung von Kernwaffen und das Streben nach der Wasserstoffbombe sowie deren erste Tests. 60 Jahre später sieht das Bulletin die Welt noch näher am Abgrund als während des Kalten Krieges. So kritisch haben die Wissenschaftler die Lage noch nie zuvor eingeschätzt: Die Auslöschung der Menschheit steht seit Anfang 2020 auf nur noch 100 Sekunden vor 12.

Zwar war die Gefahr eines Atomkrieges während der Kubakrise 1962 ungleich höher, doch konnte dieser Vorfall auf der Dooms-Day-Clock nicht abgebildet werden, da das Atomwissenschaftler-Magazin nur alle 2 Monate erscheint und die Krise zum Glück glimpflich verlief und schon vorbei war, bevor die nächste Ausgabe veröffentlicht wurde.


Am sichersten war die Weltlage aus Sicht der Wissenschaftler kurz nach den Fall der Mauer im Jahr 1991. Damals stand die Uhr auf 17 Minuten vor Zwölf. Seitdem ist der Zeiger fast in jedem Jahr näher an die Zwölf und somit die symbolischen Apokalypse herangerückt, wie die folgende Grafik veranschaulicht:

Im Folgenden ein Überblick über die Anpassungen der Weltuntergangsuhr:

Weltuntergangsuhr

Details zu den Gründen, warum der Zeiger der Uhr vor- oder zurückgestellt wurde, sollen im Folgenden aufgezählt werden.

Die Weltuntergangsuhr im Wandel der Zeit

1947 – Es ist 7 vor 12! Das Berichtsblatt der Atomwissenschaftler setzt sich seit seiner Gründung im Jahre 1945 mit Fragen und Debatten hinsichtlich der Atompolitik und der globalen Sicherheit auseinander. Zunächst erschien das Blatt nur als Newsletter, wird seit 1947 jedoch auch als gedrucktes Magazin veröffentlicht. Auf dem Titelblatt der ersten Ausgabe erschien zum ersten Mal die Doomsday Clock, die auf 7 Minuten vor Mitternacht gestellt wird und die Gefahr vor einem Atomkrieg symbolisieren soll. Die Magazingründer und Nuklearwissenschaftler nutzten diese Form der Darstellung, um der Öffentlichkeit und den politischen Führern auf der ganzen Welt die Dringlichkeit einer offenen Debatte und die unmittelbare Bedrohung durch nukleare Waffen und Technik (später auch des Klimawandels) zu vermitteln.

1949 – Es ist 3 vor 12! Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) verleugnet es zwar, doch im Herbst 1949 informiert US-Präsident Harry Truman die amerikanische Bevölkerung über erste Atomwaffentests der Sowjets. Dies markiert den Beginn des Wettrüstens zwischen Ost und West. Das Blatt schreibt: “Wir wollen Amerikaner nicht mit Aussagen verunsichern, dass der Weltuntergang nahe ist und in einem Monat oder auch Jahr Atombomben in den USA gezündet werden. Aber angesichts der aktuellen Entwicklungen dürfte bei ihnen tiefe Beunruhigung vorherrschen. Die amerikanische Öffentlichkeit sollte auf folgenschwere Entscheidungen vorbereitet sein.”

1953 – Es ist 2 vor 12! Nach langen Debatten beschließen die Vereinigten Staaten von Amerika, die Wasserstoffbombe zu bauen, eine Waffe, die ein Vielfaches der Zerstörungswucht einer jeden Atombombe hat. Im Oktober 1952 testen die USA ihren ersten thermonuklearen Sprengsatz und fegen dabei eine ganze Pazifikinsel von der Landkarte. Neun Monate später reagieren die Sowjets mit dem Test einer eigenen Wasserstoffbombe. “Die Zeiger der Doomsday Clock haben sich abermals bewegt”, schreibt das Magazin der Atomwissenschaftler. “Nur noch wenige Pendelschläge und Atomexplosionen von Moskau bis nach Chicago werden das Ende der westlichen Zivilisation bedeuten.”

1960 – Es ist 7 vor 12! Die politischen Handlungen und Botschaften relativieren die harten Worte und Androhung “massiver Vergeltung”. Zum ersten Mal scheinen die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion bestrebt, direkte Konfrontationen, wie etwa in der Suezkrise von 1965, zu vermeiden. Gemeinsame Projekte mit Dritten, die Vertrauen und einen konstruktiven Dialog fördern, führen zu einer weitgehenden Beilegung diplomatischer Feindseligkeiten. Wissenschaftler initiieren viele dieser Maßnahmen wie zum Beispiel das “Internationale Geophysikalische Jahr” oder die Pugwash Konferenz, die nicht nur die weltweite Forschung vorantreiben, sondern auch den Austausch zwischen amerikanischen und sowjetischen Wissenschaftlern z.B. in Fragen der atomaren Bedrohung und der globalen Sicherheit wieder ermöglichen. In Anbetracht dieser Entspannung wird die Atomkriegsuhr um 5 Minuten nach hinten gestellt.

1963 – Es ist 12 vor 12! Nach einem Jahrzehnt ununterbrochener Atomtests unterzeichnen die Vereinigten Staaten und die UdSSR einen Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser. Während Atomwaffentests unter der Erde von dem Verbot jedoch unberührt bleiben, führt er zumindest zu einer Entschleunigung beim Wettrüsten. Er signalisiert zudem das Bewusstsein der Sowjets und der Vereinigten Staaten, dass sie zusammenarbeiten müssen, um eine atomare Katastrophe und Vernichtung der Menschheit zu verhindern.

1968 – Es ist 7 vor 12! Regionale Kriege bestimmen die weltweite Politik. Das USA verstärken ihr kriegerisches Engagement in Vietnam, Indien kämpft 1965 gegen Pakistan und Israel und seine arabischen Nachbarn lassen 1967 abermals Feindlichkeiten aufleben. Schlimmer noch, entwickeln nun auch Frankreich und China atomare Waffen, um in den Kreis der Atommächte aufzusteigen und sich als Global Player zu behaupten. “Es besteht wenig Grund, sich zuversichtlich zu zeigen, wenn es um die Zukunft unserer Gesellschaft geht”, beklagt sich das Bulletin. “Zwar existiert eine generelle Abscheu gegen Krieg, doch gibt es offensichtlich keinerlei Bemühen der Staatengemeinschaft, das tödliche Erbe der internationalen Anarchie zu verhindern.”

1969 – Es ist 10 vor 12! Fast alle Nationen dieser Erde kommen zusammen, um den Atommwaffensperrvertrag zu unterzeichen. Der Deal ist einfach: Die Atommächte geloben, den Staaten ohne nukleare Waffen bei der Entwicklung eines zivilen Atomprogramms zu unterstützen, wenn diese im Gegenzug versprechen auf die Produktion von Nuklearwaffen zu verzichten. Die Kernwaffenstaaten verpflichten sich zudem, ihre eigenen Arsenale abzurüsten, sollten die politischen Umstände dies zulassen. Obwohl sich Israel, Indien und Pakistan weigern, den Vertrag zu unterschreiben, zeigt sich das Bulletin der Atomwissenschaftler optimistisch: “Die Großmächte haben den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht. Nun sollten sie unverzüglich den nächsten Schritt unternehmen: den stufenweisen Rückbau der eigenen überdimensionierten Militäreinrichtungen.

1972 – Es ist 12 vor 12! Die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion wollen mit der Unterzeichnung der SALT-Verträge (Strategic Arms Limitation Talks) und des ABM-Vertrags (Anti-Ballistic Missiles) dem Rennen um die nukleare Überlegenheit Einhalt gebieten. Ziel ist ein nukleares Patt der beiden Parteien. Während SALT die Anzahl der nuklear-strategischen Trägersysteme beider Länder beschränkt, geht es beim ABM-Vertrag um die Begrenzung der Entwicklung und des Einsatzes von Raketenabwehrsystemen.

1974 – Es ist 9 vor 12! Während Südasien an der Entwicklung von Nuklearwaffen arbeitet, testet Indien seine erste Atombombe. Damit erscheinen alle Anstrengungen um eine Rüstungskontrolle und die dahingehenden erzielten Abkommen wie eine Fata Morgana. Die Vereinigten Staaten und die UdSSR arbeiten an einer Modernisierung ihrer Nukleartechnik anstatt am Abbau des Atom-Arsenals. Dank des Einsatzes von Mehrfachgefechtsköpfen (MIRV = Multiple Independently targetable Reentry Vehicle) können beide Länder ihre Interkontinentalraketen nun mit noch mehr nuklearen Sprengköpfen bestücken als zuvor und mehrere Ziele gleichzeitig angreifen, was das Abwehren durch das gleichzeitige Eindringen vieler Sprengköpfe erschwert.

1980 – Es ist 7 vor 12! 35 Jahre nach dem Beginn des Atomzeitalters und nach einigen vielversprechenden Abrüstungsbemühungen, sehen die USA und die Union der Sowjetrepubliken Atomwaffen weiterhin als integralen Bestandteil ihrer nationalen Sicherheit. Die Wissenschaftler zeigen sich ob des zum Stillstand gekommenen Abrüstungsfortschrittes entmutigt: “Die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten benehmen sich wie was man am besten als ‘Nuklearholiker’ bezeichnen kann – Betrunkene, die darauf bestehen, dass dieses Getränk nun wirklich ‘das letzte’ sei, die dann aber doch wieder eine gute Ausrede für noch eine ‘allerletzte Runde’ finden.”

1981 – Es ist 4 vor 12! Die sowjetische Invasion in Afghanistan führt zu einer Intensivierung der US-Nuklearstrategie. Bevor er sein Amt verlassen muss, entscheidet US-Präsident Jimmy Carter, dass die Athleten der Vereinigten Staaten den Olympischen Spielen 1980 in Moskau aus Protest fernbleiben. Auch lotet er offen Strategien aus, wie die USA einen Atomkrieg gewinnen könnten. Die Rhetorik verschärft sich nur noch durch die Wahl von Ronald Reagan als neuer Präsident. Reagan blockt jegliche Diskussionen um Rüstungskontrolle ab und beharrt auf dem Standpunkt, dass es der beste Weg zur Beendigung des Kalten Krieges sei, den Krieg zu gewinnen.

1984 – Es ist 3 vor 12! So eisig war das Verhältnis der USA und der Sowjetunion seit Jahrzehnten nicht. Das Bulletin of the Atomic Scientists stellt die Weltuntergangsuhr auf 3 Minuten vor Mitternacht! Damit befindet sich die Welt so knapp vor einer Katastrophe wie selten. Der Dialog zwischen den beiden Supermächten ist quasi zum Erliegen gekommen. “Jegliche Form der Kommunikation – egal auf welchem Kanal – wurde beschränkt oder gänzlich beendet; jegliche Form von Kontakt wurde abgeschwächt oder abgebrochen. Und Verhandlungen zur Rüstungskontrolle werden nur noch zur Propaganda aufrechterhalten”, informiert das besorgte Bulletin seine Leser. Die Vereinigten Staaten scheinen die wenigen abgeschlossenen Rüstungskontrollabkommen zu missachten, indem sie nach neuen Raketenabwehrsystemen streben, die im Weltall positioniert werden sollen. Das Berichtsblatt fürchtet daher den Beginn eines neuen Wettrüstens.

1988 – Es ist 6 vor 12! Die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion unterzeichnen den historischen INF-Vertrag (Intermediate Range Nuclear Forces), der die Vernichtung aller Raketen mit mittlerer und kürzerer Reichweite und die Produktion selbiger vorsieht. Mit dem Abkommen wird zum ersten Mal eine ganze Kategorie von Kernwaffen verboten. Dank der nun gemäßigteren Linie von US-Präsident Ronald Reagan und des sowjetischen Premiers Michail Gorbatschow kamen die Verhandlungen über eine Abrüstung schließlich zu einem positiven Abschluss, nicht zuletzt auch aufgrund der öffentlichen Opposition gegen US-Atomwaffen in Westeuropa. Auch den beiden deutschen Staaten kam beim Zustandekommen des Vertrages eine besondere Rolle zu, die beide als potentielles Zielgebiet für einen Erstschlag galten und daher durch die Raketen besonders bedroht waren. Durch ein beständiges Drängen ihrer Bündnispartner zum Verzicht auf die Mittelstreckenraketen, verbesserte sich auch die innerdeutschen Beziehungen.

1990 – Es ist 10 vor 12! Nachdem sich ein osteuropäischen Land nach dem anderen (Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien) aus der Klauen der Sowjetunion löst und seine Unabhängigkeit erklärt und sich der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow weigert zu intervenieren, fällt der eiserne Vorhang, der das ideologisch umkämpfte Europa in Ost und West teilte und verringert somit erheblich das Risiko eines nuklearen Kriegs. Der Fall der Berliner Mauer Ende 1989 symbolisiert das Ende des Kalten Krieges. “44 Jahre nachdem Winston Churchill das Herabsenken des Eisernen Vorhangs auf Europa beklagte, wurde der Mythos des monolithischen Kommunismus vor den Augen aller zertrümmert”, verkündet das Bulletin.

1991 – Es ist 17 vor 12! Jetzt wo der Kalte Krieg offiziell beendet ist, beginnen die USA und Russland mit dem umfassenden Abbau ihrer Nukleararsenale. Der Vertrag zur Verringerung strategischer Waffen (START = Strategic Arms Reduction Treaty) führt zur gemeinsamen und schrittweisen Abrüstung strategischer Trägersysteme für Nuklearwaffen. Besser noch reduzieren die ehemaligen Kontrahenten in einseitigen Initiativen und ohne vorherige Verhandlungen einen großen Teil ihrer abfeuerbereiten Interkontinentalraketen. “Die Illusion, dass zehntausende von atomaren Waffen ein Garant der nationalen Sicherheit seien, wurde endlich abgestreift”, erklärt das Fachblatt und setzt den Zeiger der Uhr auf 17 Minuten vor 12. Seit Beginn des Atomzeitalters war es nie sicherer auf unserer Erde.

1995 – Es ist 14 vor 12! Hoffnungen auf eine langfristige Zeit des Friedens nach dem Ende des Kalten Krieges und auf den Verzicht von Atomwaffen verblassen. Vor allem in den USA scheinen die Hardliner unwillig, ihre Rhetorik oder Handlungen zu zügeln. Sie behaupten, dass ein wieder erstarktes Russland die selbe Bedrohung wie einst die Sowjetunion darstelle. Es sind solche Reden, die den Rückbau der globalen Nukleararsenale verlangsamen. Weltweit gibt es immer noch 40.000 Atombomben. Zudem besteht die Sorge, dass Terroristen schlecht gesicherte Atomanlagen in der ehemaligen Sowjetunion für sich nutzen könnten.

1998 – Es ist 9 vor 12! Indien und Pakistan starten mit nur drei Wochen Abstand Atombombentests. “Die Tests sind ein Symptom des Versagens der internationalen Gemeinschaft, sich voll und ganz der Kontrolle der Verbreitung von Nuklearwaffen zu verpflichten und die Zahl selbiger allmählich zu reduzieren”, schreibt das entsetzte Bulletin. Russland und die Vereinigten Staaten dienen weiterhin als schlechtes Beispiel für den Rest der Welt. Zusammengerechnet besitzen beide Staaten noch immer 7.000 einsatzbereite Atomsprengköpfe, die sie innerhalb von 15 Minuten aufeinander abfeuern können.

2002 – Es ist 7 vor 12 Bedenken in Bezug auf einen nuklearen Terroranschlag unterstreichen die Tatsache, dass enorme Mengen an schlecht gesichertem und zum Teil auch vermisstem waffenfähigem Nuklearmaterial existiert. Zwischenzeitlich drücken die Vereinigten Staaten ihren Wunsch nach der Entwicklung neuer Atomwaffen aus, die hauptsächlich dazu dienen sollen, besonders massive Ziele zu zerstören, die tief unter der Erde liegen. Zudem entscheiden sich die USA, weitere Rüstungskontrollverhandlungen zurückzuweisen und vom ABM-Vertrag zur Begrenzung von Raketenabwehrsystemen zurückzutreten.

2007 – Es ist 5 vor 12! Die Welt steht am Rande eines zweiten nuklearen Zeitalters. Die USA und Russland bleiben weiterhin fähig, innerhalb weniger Minuten einen nuklearen Angriff zu vollführen. Auch Nordkorea steigt in den Kreis der Staaten mit Besitz von Atomwaffen auf und führt seinen ersten Atomtest durch. Innerhalb der Internationalen Gemeinschaft nährt sich die Sorge, dass der Iran Pläne zum Erwerb der Atombombe haben könnte. Und auch der Klimawandel stellt die Menschheit vor eine ernsthafte Herausforderung. Bereits jetzt werden durch die Folgen der globalen Erwärmung ganze Ökosysteme nachhaltig geschädigt. Es kommt zur Zerstörung von Leben und Eigentum durch Überschwemmungen, zerstörerische Stürme, Dürren und schmelzendes Polareis.

2010 – Es ist 6 vor 12! “Wir sind bereit für eine Welt ohne Atomwaffen”, schreibt das Bulletin. Gespräche zwischen Washington und Moskau für ein Folgeabkommen zum Vertrag zur Verringerung strategischer Atomwaffen (START) sind fast abgeschlossen, und zusätzliche Verhandlungen zur weiteren Reduzierung der amerikanischen und russischen Atomarsenale sind bereits geplant. Die Gefahren durch den Klimawandel wachsen zwar, doch gibt es auch Fortschritte im Kampf gegen die globale Erwärmung. So verpflichten sich die Entwicklungs- und Industrieländer in Kopenhagen Verantwortung für ihre Kohlenstoffdioxid-Emissionen zu übernehmen und vereinbaren eine Begrenzung der Erderwärmung auf weniger als 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau.

2012 – Es ist 5 vor 12! Das Bulletin of the Atomic Scientists sieht ein großes Gefahrenpotenzial in der steigenden Zahl an Kernwaffen in den USA und Russland, die sich auf etwa 26.000 beläuft. Zudem mangle es an einer ausreichenden Sicherung des weltweit vorhandenen nuklearen Materials, was das Risiko erhöht, das es irgendwann und irgendwo einmal in terroristische Hände fällt und zur Machtdemonstration missbraucht wird. Zudem stellen die (angeblichen) Bestrebungen des Iran, ein eigenes Atomwaffenprogramm zu entwickeln, und der Wille von Israel dies zu verhindern, große Gefahren dar und machen eine atomare Auseinandersetzung wahrscheinlicher. Auch werden die Auswirkungen des Klimawandels in die Betrachtungen mit einbezogen.

“Die Herausforderungen, die Welt von Atomwaffen zu befreien, Kernenergie als Alternative zu Kohlekraftwerken zu nutzen und die fast unaufhaltbaren Folgen des Klimawandels zu minimieren, sind äußerst komplex und eng miteinander verbunden. Angesichts solch komplexer Probleme, ist es schwierig Wege und Möglichkeiten zu finden, diesen Herausforderungen entgegenzutreten”, muss das Bulletin feststellen. Die Politik jedoch scheint sich völlig unzureichend mit der Lösung dieser Probleme auseinandersetzen zu wollen: die Gefahr des Einsatzes von Nuklearwaffen in regionalen Krisenherden wie im Mittleren Osten, in Nordost-Asien und im südlichen Asien ist besorgsniserregend; in Anbetracht der Nuklearkatastrophe von Fukushima müssen sicherere Kernreaktoren entwickelt und gebaut sowie die Überwachung der Kernkraftwerke und die Ausbildung des Personals verbessert werden, um künftige Desaster zu verhindern; das Tempo mit dem Lösungsvorschläge zur Verlangsamung und Eindämmung der Erderwärmung gemacht um umgesetzt werden, ist längst nicht ausreichend. Schwerwiegende Störungen des weltweiten Klimas sind vorprogrammiert.

2015 – Es ist 3 vor 12! “Der Klimawandel und das ungebrochene nukleare Wettrüsten stellen eine ungemeine und unbestreitbare Gefahr für die Welt und die Existenz der Menschheit dar”, begründet Kennette Benedict, Direktorin des Bulletin of the Atomic Scientists, das neuerliche Vorrücken der Weltuntergangsuhr. Gleichzeitig kritisiert sie Regierungen und Staatsoberhäupter, die sich viel zu wenig mit diesen gefährlichen Problematiken auseinandersetzen und damit die Zivilisation dieser Erde bedrohen. Insbesondere wurde kritisiert, dass es nicht geschafft wurde, Maßnahmen zu ergreifen, die Klimaerwärmung auf maximal 2°C im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten zu begrenzen, was Wissenschaftlern zufolge die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels verhindern könnte wie etwa ausgedehnte Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen. Trotz einiger zaghafter Maßnahmen sei längst nicht genug getan worden, um die katastrophalen Auswirkungen einer Klimaerwärmung zu verhindern.

Weiterhin wurden die Vereinigten Staaten von Amerika und Russland kritisiert, die nicht genug für eine Abrüstung ihrer nuklearen Arsenale täten, sondern vielmehr an einer Modernisierung dergleichen arbeiteten. Gleichzeitig wurde davor gewarnt, dass Länder wie Indien, Pakistan und Israel die Vergrößerung ihrer Atomwaffen-Arsenale anstreben. “Der vorsichtige Optimismus, der nach dem Ende des Kalten Krieges in Anbetracht der Abrüstungsbestrebungen zu spüren war, ist quasi wie eine Seifenblase zerplatzt”, kritisiert Sharon Squassoni, Mitglied des Bulletins, diese Entwicklungen.

Mit dem neuerlichen Vorrücken des Doomsday-Zeigers will das Bulletin of the Atomic Scientists auf diese dringlichen Probleme aufmerksam machen und die Weltführer zum Handeln bewegen: “Wir sagen nicht, dass es zu spät ist, zu reagieren, aber das Zeitfenster für angemessene Handlungen schließt sich zusehens, warnt Benedict. Die Weltgemeinschaft muss jetzt aus ihrer Lethargie aufwachen und entsprechende Veränderungen einleiten.”

Erstmals wurde auch auf die Problematik in Sachen IT-Sicherheit, Cyber-Kriege und künstlicher Intelligenz hingewiesen. Terminator lässt grüßen!

2016 – Es ist 3 vor 12! Die Weltuntergangsuhr bleibt 2016 unverändert auf 3 vor 12 stehen. Die internationale Gemeinschaft habe 2015 zwar Fortschritte gemacht, die sich aber durch Rückschritte wieder aufheben. Als Beispiel wurden die anhaltenenden Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Russland genannt. Es herrsche Eiszeit ähnlich wie im Kalten Krieg, so der Physiker Lawrence Krauss, Sprecher des Bulletins. Positiv wurde das Atomabkommen mit dem Iran und die Ergebnisse der Klimakonferenz von Paris bewertet. “Das sind aber nur kleine Lichtblicke in einer dunkleren globalen Weltlage voller Potenzial für Katastrophen”, so das Urteil der Wissenschafter in ihrer Analyse. Es müsse sich z.B. erst noch zeigen, ob die Versprechen der Weltgemeinschaft bei der Klimakonferenz eingehalten werden und ausreichend sind, um den Klimawandel aufzuhalten.

2017 – Es is 2 1/2 Minuten vor 12! 2017 wird der Zeiger der Weltuntergangsuhr erstmals in ihrer Geschichte im Halbminutenschritt vorgestellt. Im Jahr 2017 sehen die Wissenschaftler die Welt um 30 Sekunden näher am Untergang der Menschheit als noch in 2016.

Ein wichtiger Grund sei die Wahl Donald J. Trumps zum US-amerikanischen Präsidenten. Die Probleme und Gefahren seien noch dringlicher als in den zwei Jahren zuvor. In der Stellungnahme des Expertengremiums, die sich an “Anführer und Bürger der Welt” richtet, heißt es, Trump habe im Wahlkampf besorgniserregende Bemerkungen über den Einsatz und die Weiterverbreitung von Atomwaffen gemacht und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel infrage gestellt. “Obwohl er gerade erst das Amt aufgenommen hat, haben die zügellosen Aussagen, der Mangel an Offenheit für den Rat von Experten und fragwürdige Kabinett-Nominierungen eine bereits schlechte Lage der internationalen Sicherheit verschlimmert”. Aufgrund der Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Publikation der Stellungsnahme des Bulletins Donald Trump erst wenige Tage im Amt ist und es sich noch zeigen wird, ob der neue US-Präsident seinen radikalen Worten auch ebenso radikale Taten folgen lässt, wurde die Weltuntergangsuhr lediglich um 30 Sekunden verstellt, als wie üblich um eine oder mehrere Minuten.

2018 – Es ist 2 Minuten vor 12! Seit Anfang 2018 zeigt die Dooomsday Clock nur noch 2 Minuten bis 12 Uhr an. Damit steht die Welt so kurz vor ihrem Untergang wie seit knapp 60 Jahren nicht mehr. Als Grund für das neuerliche Vorstellen der Weltuntergangsuhr nennen die Verantwortlichen in erster Linie das Fortschreiten des nordkoreanischen Atomprogramms und die verbalen Attacken zwischen US-Präsident Donald J. Trump und Norkoreas Diktator Kim Jong Un, was eine Eskalation des Atomkonflikts wahrscheinlicher mache und die Risiken für Nordkorea selbst, andere Länder in der Region und die Vereinigten Staaten erhöhe. Auch die Abneigung Trumps gegenüber dem Atomabkommen mit dem Iran beobachten die Wissenschaftler mit Sorge. Genauso wie den Fakt, dass es erstmals seit vielen Jahren keinerlei atomare Abrüstungsbestrebungen zwischen den USA und Russland gebe. Die Unvorhersagbarkeit der US-Politik unter Präsident Donald Trump sorge für zusätzliche Unsicherheit ob der Zukunft der internationalen Beziehungen. Darüber hinaus spielt auch die sich zuspitzende Krise in der Golfregion rund um das Emirat Katar eine Rolle, die sich zu einem weiteren flächendeckenden Krisenherd entwickeln könnte. Zuletzt dürfe der Klimawandel nicht unerwähnt bleiben, dessen Gefahren für die Menschheit immer deutlicher zutage treten. “Die Welt ist jetzt nicht nur gefährlicher als vor einem Jahr; es ist so bedrohlich wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr”, sagten die Organisatoren des Bulletins Lawrence M. Krauss und Robert Rosner.

2019 – Es bleibt 2 Minuten vor 12! Am 25. Januar 2019 gab ein Gremium aus Wissenschaftlern (darunter 15 Nobelpreisträger) und Fachautoren des Bulletin of the Atomic Scientists bekannt, dass die Weltuntergangsuhr unverändert auf 2 Minuten vor 12 stehen bleibt. Auch wenn die Uhr in diesem Jahr nicht weiter nach vorne gestellt wird, so bleibt die weltweite Situation in einer so bedrohlichen Situation, wie seit 60 Jahren nicht mehr. Das Ende der Welt ist nahe und an diesen Zustand werden wir uns wohl gewöhnen müssen. Denn die gefährliche Lage durch globale Bedrohungen wie Atommwaffen, Klimawandel und gesellschaftlicher Polarisierung droht zum neuen Normalzustand zu werden. “Die Welt, die wir bewohnen, ist unsicher und beunruhigend. Wir sind dabei, eine gefährliche Welt zu normalisieren”, warnen die Forscher. “Wir spielen russisch Roulette mit der Menschheit.”

Als besonders bedenklich werden die weltweit wieder steigenden Emmissionen von Treibhausgasen bewertet. “Einige Länder, darunter die USA und europäische Staaten, haben zuletzt steigende Emissionswerte verzeichnet, nachdem diese jahrelang zurückgegangen waren. Unser Versagen ist ein Akt grober Fahrlässigkeit”, sagte Kommissionsmitglied Susan Solomon. Anstatt dass diese globalen Herausforderungen mit Ruhe und Einheit angegangen werden, käme es zu einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft – befeuert durch populistische Stimmen, einen regelrechten Informationskrieg und Fake-News.

Auch die atomare Bedrohung ist weiterhin auf einem hohen Level, angetrieben durch die Arsenal-Modernisierungspläne der Atommächte und die bedenkliche Außenpolitik des US-Amerikanischen Präsidenten. So sorgen etwa die Aufkündigung des Atomdeals mit dem Iran, die Ankündigung des Rückzugs aus einem wichtigen nuklearen Abrüstungsabkommen mit Russland sowie das weiterhin ungeklärte nukleare Dilemma Nordkoreas für Unsicherheit und eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für die Menschheit.

2020 – Es ist 100 Sekunden vor 12! Die Zeit rennt uns davon! Seit Anfang 2020 steht die Welt so kurz vor ihrem Untergang wie nie zuvor. Deshalb wird die Zeit, die uns noch bleibt, auch nicht mehr in Minuten abgerechnet – es bleiben uns nur noch wenige Sekunden…

In seiner Ankündigung erklärte das Bulletin Boards der Atomwissenschaftler Anfang 2020 in Washington D.C., warum es zu dieser neuerlichen drastischen Anpassung kam:

“Der Menschheit begegnen weiterhin zwei existenzielle Gefahren – zum einen der Atomkrieg, zum anderen der Klimawandel. Zwar sind diese beiden Gefahren nicht neu, sie werden aber durch einen Cyberkrieg der Informationen verstärkt, der unsere Gesellschaft lähmt und eine Reaktion auf die Probleme fast unmöglich macht. Die internationale Sicherheit liegt am Boden – nicht nur auf Grund der existierenden Gefahren – sondern auch weil die Entscheider und Führer unserer Erde sich ihrer Aufgabe verweigern, diese bedrohlichen Probleme in Angriff zu nehmen und in den Griff zu bekommen. Die internationale politische Infrastruktur zum Managen der Probleme wurde mit dem Rückzug einiger führender Länder quasi ausgelöscht.”

Rachel Branson, Präsident und CEO des Bulletin der Atomwissenschaftler sagte: “Es ist 100 Sekunden vor Mitternacht. Wir zeigen jetzt schon in Sekunden an, wie nah die Welt vor einer Katastrophe steht – nicht mehr in Stunden oder sogar Minuten. Wir sind so nah am Weltuntergang, wie nie zuvor. Wir begegnen jetzt einem wirklichen Notstand – einen absolut inakzeptablen Zustand der Weltangelegenheiten, der es nicht mehr erlaubt, kleinste Fehler oder Verzögerungen zu begehen.”

Die Probleme in 2020 sind vielfältig:

  • Die USA hat ihren Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen und dem Iran Atomabkommen verkündet;
  • Politische Konflikte in Bezug auf Nuklear-Programme im Iran und Nordkorea bleiben ungelöst und verschlimmern sich.
  • Eine US-Russland Kooperation zur Waffenkontrolle und Abrüstung ist nicht existent.
  • Obwohl das öffentliche Bewusstsein zur Klimakrise im Jahr 2019 gestiegen ist (ausgelöst von der “Fridays for Future”-Jugendbewegung angeführt von Gretha Thunberg), sind die geplanten Regierungsreformen zum Klimawandel nicht annähernd ausreichend, um die derzeitigen Herausforderungen zu bewältigen. Es wurden nur wenige konkrete Pläne zur Reduzierung von Kohlendioxid hervorgebracht. Und das in einem Jahr, welches geprägt war von vielen Feuerbränden, großen Hitzerekorden und schneller als angenommen schmelzenden Gletschern.
  • Absichtlich gestreute Fehlinformationen im Netz haben die Nuklear- und Klimagefahr zusätzlich verstärkt. Im vergangenen Jahr haben viele Regierungen online-basierte Fehlinformationen in ihren Kampagnen gestreut, um Misstrauen in Institutionen und zwischen Nationen zu schüren. Dabei wurden nationale und internationale Bemühungen zur Stärkung des Weltfriedens und dem Umweltschutz untergraben.

20XX – Die Weltuntergangsuhr steht auf Punkt 12!!! – Kawumm…